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werden und nicht zu viele einseitige Polemiken hervorzurufen. Ich würde
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Acta Benedicti Pp. XVI 643
Hören, und Hören ist ein Vorgang des Miteinanderseins, geistig und leiblich.
Nur in dem großen Miteinander der Glaubenden aller Zeiten, die Christus
gefunden haben, von ihm gefunden worden sind, kann ich glauben. Daß ich
glauben kann, verdanke ich zunächst Gott, der sich mir zuwendet und mei-
nen Glauben sozusagen ,,anzündet''. Aber ganz praktisch verdanke ich mei-
nen Glauben meinen Mitmenschen, die vor mir geglaubt haben und mit mir
glauben. Dieses große ,,Mit'', ohne das es keinen persönlichen Glauben geben
kann, ist die Kirche. Und diese Kirche macht nicht vor Ländergrenzen halt,
das zeigen uns die Nationalitäten der Heiligen, die ich genannt habe: Ungarn,
England, Irland und Italien. Hier zeigt sich, wie wichtig der geistliche
Austausch ist, der sich über die ganze Weltkirche erstreckt. Ja, er war
grundlegend für das Werden der Kirche in unserem Land, er bleibt grund-
legend für alle Zeiten: daß wir miteinander über die Kontinente hin glauben
und voneinander glauben lernen. Wenn wir uns dem ganzen Glauben in der
ganzen Geschichte und dessen Bezeugung in der ganzen Kirche öffnen, dann
hat der katholische Glaube auch als öffentliche Kraft in Deutschland
Zukunft. Zugleich zeigen uns die Heiligengestalten, von denen ich sprach,
die große Fruchtbarkeit eines Lebens mit Gott, die Fruchtbarkeit dieser
radikalen Liebe zu Gott und zum Nächsten. Heilige, selbst wo es nur wenige
sind, verändern die Welt, und die großen Heiligen bleiben verändernde
Kräfte alle Zeiten hindurch.
So waren die politischen Veränderungen des Jahres 1989 in unserem Land
nicht nur durch das Verlangen nach Wohlstand und Reisefreiheit motiviert,
sondern entscheidend durch die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit. Diese
Sehnsucht wurde unter anderem durch Menschen wachgehalten, die ganz
im Dienst für Gott und den Nächsten standen und bereit waren, ihr Leben
zu opfern. Sie und die erwähnten Heiligen geben uns Mut, die neue Situation
zu nutzen. Wir wollen uns nicht in einem bloß privaten Glauben verstecken,
sondern die gewonnene Freiheit verantwortlich gestalten. Wir wollen, wie die
Heiligen Kilian, Bonifatius, Adelar, Eoban und Elisabeth von Thüringen als
Christen auf unsere Mitbürger zugehen und sie einladen, mit uns die Fülle der
Frohen Botschaft, ihre Gegenwart und ihre Lebenskraft und Schönheit zu
entdecken. Dann gleichen wir der berühmten Glocke des Erfurter Domes, die
den Namen ,,Gloriosa'' trägt, die ,,Glorreiche''. Sie gilt als größte
freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt. Sie ist ein lebendiges
Zeichen für unsere tiefe Verwurzelung in der christlichen Überlieferung,
aber auch ein Signal des Aufbruchs und der missionarischen Einladung. Sie