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Acta Benedicti Pp. XVI 245
Was hier der Herr über sich selber mitteilt in diesem christologischen
Gleichnis, das wendet er dann in zwei weiteren Sprüchen auf uns an, indem
er sagt: »Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt
haßt, wird es bewahren bis ins ewige Leben«.3 Wenn wir das hören, gefällt es
uns nicht, glaube ich, im ersten Augenblick. Wir möchten zum Herrn sagen:
Was sagst du denn da, Herr? Sollen wir unser Leben, uns selbst hassen? Ist
nicht unser Leben eine Gabe Gottes? Sind wir nicht nach deinem Ebenbild
geschaffen? Sollen wir nicht dankbar und froh sein, daß du uns das Leben
geschenkt hast? Aber das Wort Jesu hat eine andere Bedeutung. Selbstver-
ständlich hat uns der Herr das Leben gegeben, damit wir dankbar sind.
Dankbarkeit und Freude sind Grundhaltungen der christlichen Existenz.
Ja, wir dürfen froh sein, weil wir wissen: Dieses mein Leben ist von Gott.
Es ist nicht sinnloser Zufall. Ich bin gewollt und ich bin geliebt. Wenn Jesus
sagt, ihr sollt euer eigenes Leben hassen, meint er etwas ganz anderes. Er
denkt hier an zwei Grundhaltungen. Die eine ist die, daß ich mein Leben für
mich haben möchte, daß ich mein Leben gleichsam als meinen Besitz, mich
selbst als meinen Besitz betrachte. Daß ich das Leben, das es gibt, möglichst
ausschöpfen möchte, um viel gelebt zu haben, für mich selbst zu leben. Wer
dies tut, wer in sich hineinlebt und auf sich schaut und nur sich will, der
findet sich nicht, der verliert sich. Gerade umgekehrt ist es: Leben nicht
nehmen, sondern geben. Das sagt uns der Herr. Und nicht, indem wir das
Leben uns nehmen, empfangen wir es, sondern indem wir es geben, indem wir
uns überschreiten, indem wir nicht umschauen nach uns selbst, sondern in
der Demut der Liebe uns dem anderen zueignen, unser Leben an ihn und an
die anderen übergeben. So werden wir reich im Weggehen von uns selbst, im
Freiwerden von uns selbst. Im Schenken des Lebens und nicht im Nehmen
empfangen wir wirklich Leben.
Der Herr fährt dann fort und sagt uns in einem zweiten Spruch: »Wenn
einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein
Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren«.4 Dieses Sich-
Geben, das in Wirklichkeit einfach das Wesen der Liebe ist, ist mit dem
Kreuz identisch. Denn Kreuz ist nichts anderes als eben dieses Grundgesetz
des gestorbenen Weizenkorns, dieses Grundgesetz der Liebe: daß wir nur im
Schenken unserer selbst wir selbst werden. Aber nun fügt der Herr hinzu, daß
dieses Sich-Schenken, dieses Annehmen des Kreuzes, dieses Weggehen von
3 v. 25. 4 v. 26.